In der agilen Softwareentwicklung hört man häufig Begriffe wie „Walking Skeleton“ und „Minimum Viable Product (MVP)“. Beide Ansätze helfen, komplexe Projekte schrittweise umzusetzen. Doch was bedeuten sie genau, und worin unterscheiden sie sich? In diesem Blogeintrag erklären wir die Unterschiede und zeigen, wie beide Konzepte sinnvoll eingesetzt werden können.


Was ist ein Walking Skeleton?

Ein Walking Skeleton ist ein früher technischer Prototyp eines Softwaresystems, das alle wesentlichen Komponenten und Integrationen umfasst. Es bietet minimale Funktionalität, funktioniert jedoch bereits durchgängig – vom Frontend über das Backend bis zur Datenbank.

Merkmale:

  • Minimaler Funktionsumfang.
  • End-to-End-funktional (vertikaler Schnitt durch alle Schichten).
  • Technische Basis für die weitere Entwicklung.
  • Von Anfang an test- und deploybar.

Ziel:

Das Walking Skeleton dient primär zur technischen Validierung und frühen Integration. Es hilft dem Entwicklungsteam, Architekturprobleme frühzeitig zu erkennen und zu beheben.

Beispiel:

Ein rudimentärer Online-Shop, bei dem ein einzelnes Produkt angezeigt wird und grundlegende Backend-Prozesse funktionieren, jedoch noch ohne Zahlungsabwicklung oder Nutzerregistrierung.


Was ist ein Minimum Viable Product (MVP)?

Ein Minimum Viable Product (MVP) ist eine minimal funktionsfähige Version eines Produkts, die an reale Benutzer ausgeliefert wird, um Marktfeedback zu sammeln. Anders als das Walking Skeleton bietet das MVP bereits einen klaren Nutzen für den Kunden.

Merkmale:

  • Genug Funktionalität, um Kundenprobleme zu lösen.
  • Bereitstellung an echte Nutzer zur Erfassung von Feedback.
  • Iterative Weiterentwicklung basierend auf Kundenreaktionen.

Ziel:

Das MVP dient der Validierung von Geschäftsannahmen und der schnellen Markteinführung mit reduziertem Risiko.

Beispiel:

Ein funktionierender Online-Shop, bei dem Kunden Produkte kaufen können, wenn auch mit eingeschränkten Funktionen wie begrenzter Produktanzahl oder einfachen Zahlungsmethoden.


Unterschiede zwischen Walking Skeleton und MVP

MerkmalWalking SkeletonMVP
ZielgruppeEntwicklungsteamEndnutzer
FokusTechnische ValidierungMarktvalidierung
FunktionsumfangMinimal, technische DurchgängigkeitMinimal, aber nutzerzentriert
BereitstellungIntern im EntwicklungsteamExterne Veröffentlichung
NutzenTechnische BasisKundenfeedback und Marktakzeptanz

Wie Walking Skeleton und MVP zusammenpassen

Beide Konzepte sind nicht konkurrierend, sondern können sich ergänzen. Häufig beginnt ein Entwicklungsprozess mit einem Walking Skeleton, das als technisches Grundgerüst dient. Darauf aufbauend kann ein MVP entwickelt werden, das echten Nutzern zur Verfügung gestellt wird.

  1. Start mit dem Walking Skeleton: Aufbau einer technischen Grundlage, die frühzeitig Fehler in der Systemarchitektur identifiziert.
  2. Weiterentwicklung zum MVP: Ergänzung von Funktionen und Benutzeroberflächen, um ein nutzbares Produkt zu schaffen.
  3. Iterative Verbesserung: Auf Basis des Feedbacks aus der MVP-Phase wird das Produkt schrittweise erweitert und verbessert.

Fazit

Sowohl das Walking Skeleton als auch das MVP sind wertvolle Werkzeuge in der agilen Softwareentwicklung. Das Walking Skeleton legt den technischen Grundstein für eine stabile Systemarchitektur, während das MVP hilft, Kundenbedürfnisse zu verstehen und Geschäftsannahmen zu validieren. Die gezielte Kombination beider Ansätze ermöglicht eine effiziente und risikoarme Entwicklung moderner Softwareprodukte.